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Die tüchtigen Tüftler von der Donau

Hightech, eine eigene Entwicklungsabteilung und Print in XXL: Viele clevere Print-Innovationen und jedes fünfte Plakat in Deutschland kommen aus Donauwörth.

Das malerische Städtchen Donauwörth wird von den sanften Hügeln der Schwäbischen Alb und den steilen Hängen des Fränkischen Jura umrahmt und deshalb auch „Bayerischschwäbische Donauperle“ genannt.

Stolz ist man hier auf die mittelständische, familiär geprägte Wirtschaft, auf Unternehmen mit klangvollem Namen, wie das Druckhaus Staudigl mit seinen über 180 Mitarbeitern in Brot und Lohn.

Kalender und Plakate

Namensgeber der schwäbischen Erfolgsgeschichte waren die Brüder Helmuth und Johannes Staudigl, die die in Konkurs geratene Druckerei „roma-druck” in Donauwörth am 22.10.1979 übernahmen und unter dem Namen Staudigl-Druck GmbH weiterführten. Hauptgeschäftsfelder waren Glückwunschkarten und Kalender, mit denen man mit 80 Mitarbeitern, viele davon in Heimarbeit, rund 2,3 Millionen Euro erwirtschaftete.

Unter der neuen Ägide hatte das Unternehmen einen steilen Aufstieg zu verzeichnen. 1981 nahm Staudigl eine erste Fertigungsstraße für die automatisierte Kalenderproduktion in Betrieb, 1983 eine manroland Druckmaschine 804–6 im Format 100 x 140 cm für die Herstellung von 18/1-Großflächenplakaten. Die Außenwerbung war zu dieser Zeit ein lukratives Geschäft, weil Plakatkampagnen fast ausnahmslos in hohen Auflagen realisiert wurden. Ende der 80er-Jahre wurde bei Staudigl-Druck die erste Projektionskamera bundesweit installiert. Zu diesem Zeitpunkt erwirtschaftete die Firma mit 115 Mitarbeitern bereits knapp 6,65 Millionen Euro. Und es ging weiter bergauf. 1991 errichtete Staudigl ein zweites Werk mit einem Hochregallager und 1.500 Palettenstellplätzen. 12.000 qm Produktions- und Lagerflächen standen dem Unternehmen nun zur Verfügung. 1993 nahm man eine weitere, multifunktionale Kalenderstraße in Betrieb, 1996 eine KBA-Rapida im 6er Format. Ab 1998, mit dem Umstieg auf das Format 120 x 162 cm mit einer Vierfarb-Bogenoffsetmaschine KBA 7b, konnten die Schwaben Großflächenplakate auch in der 6er-Teilung herstellen.

Eigentümerwechsel

Nach 20 Jahren verkaufte die Familie Staudigl die Firma. Aus der Staudigl-Druck GmbH wurde am 01.01.1999 die Staudigl-Druck GmbH & Co. KG. Die neuen Inhaber, das Ehepaar Peter Mehrer und Brigitte Steiger-Mehrer, führen das Unternehmen bis heute. Sie haben aus der Druckerei einen modernen Mediendienstleister gemacht.

Zwar konzentriert sich das Unternehmen nach wie vor auf die Produktion von Kalendern und Plakaten, die Produktionsmittel, die Maschinen und der Services haben sich jedoch stark verändert. Nach der Umstellung auf Computer-to-Plate im Jahr 2001 konnte das Unternehmen bereits 2002 mit der Entwicklung des feinen 26er Rasters für Großflächen die Druckqualität in der Außenwerbung revolutionieren. Zum 25-jährigen Firmenjubiläum im Jahr 2004 realisierten die Schwaben die erste Großfläche im frequenzmodulierten Raster und stiegen mit einer manroland 900 XXL im 8er Format (130 x 185 cm) in den Auflagendruck von CLPs und Großflächen mit 4er-Teilung ein. 2006 folgte eine zweite manroland 900 XXL mit fünf Farbwerken plus Lackwerk und Trocknerstraße. Für das Format 74 x 104 cm steht Staudigl eine manroland 705 mit fünf Farbwerken, einem Lackwerk sowie einem Trockneraggregat zur Verfügung. Die Bogenoffsetproduktion des Unternehmens folgt vom Digital-Proof über die Plattenerstellung bis zum Druck konsequent dem DIN-ISO 12647–2 Prozessstandard und liefert eine messbare Qualität.

Digitaldruck

Der großformatige Digitaldruck spielt bei Staudigl eine ebenso bedeutende Rolle. Fast alle Investitionen der vergangenen Jahre waren darauf abgestimmt, die Firma flexibler zu machen und das Leistungs- und Servicespektrum zu erweitern. 2005 wurde ein eigenes Werk für den digitalen Großformatdruck eröffnet. Mittlerweile ist man bei der dritten Maschinengeneration angekommen. Im Werk III stellen heute zwei HP-Scitex-Turbojet-Produktionsstraßen (8300 und 8500) mit Rollen und Bogenanleger Plakate her. Die durch die Trocknung anfallende Wärme wird mittels eines Kreuzstromwärmetauschers der Abluft entnommen und zum Heizen des Drucksaals verwendet. In einer anschließenden Halle stehen Staudigl eine SwissQ-UV-Flachbettmaschine, ein ZÜND G3 Schneideplotter, eine Sublimations-Textildruckmaschine und drei weitere Produktionsanlagen für die Produktion von hochwertigen Druckprodukten zur Verfügung. Weil Staudigl darauf angewiesen ist, seinen Kunden Produkte liefern zu können, bei dem der visuelle Farbeindruck unabhängig vom Druckverfahren identisch ist, hat das Unternehmen das Farbmanagement zur Kunstform erklärt. Selbstredend, dass Staudigls Digitaldrucker im April 2012 die erste Zertifizierung nach dem Prozessstandard Digitaldruck im Großformatdruck in Deutschland erhielten.

Weiterverarbeitung

Staudigl stellt komplette Druckprodukte her. Das Schneiden erledigt – natürlich in Staudigl XXL – die europaweit größte Schneideanlage, mit der Formate bis zu 240 cm verarbeitet werden können. Das Falzen erfolgt bei kleineren Auflagen von Hand, bei hohen Auflagen übernimmt dies eine Falzmaschine, die das Bogenformat 130 x 185 cm verarbeiten kann. Die Fertigware wird für die Kunden eingelagert, kommissioniert und versendet.

Bis zu 80 Prozent gehen heute mit Paketdienste an Einzeladressen, früher wurden in erster Linie ganze Paletten ausgeliefert. Staudigl hat darauf mit der Inbetriebnahme eines eigenen Logistikzentrums, Werk IV, mit angeschlossenem Fuhrpark, reagiert. Einen ebenso weit reichenden Service bietet Staudigl für die kostbaren Daten an.
Zwei Rechenzentren in getrennten Brandschutzzonen garantieren eine 24-Stunden-Verfügbarkeit. Rund 25 Mitarbeiter stark ist die Abteilung DataPrintServices. Sie kümmert sich um die Aufbereitung und Archivierung der Daten, ergänzt durch Web Services, die vor allem im Geschäftsfeld Kalender gefragt sind.

Jahresbester 2013

Staudigl leistet sich eine eigene Produktentwicklungsabteilung speziell für die Werbetechnik. Das Geld ist gut angelegt, die schwäbischen Tüftler haben bereits eine Reihe von Innovationen erfunden, die in der Branche für Aufsehen gesorgt haben. Dazu zählen plakative Lösungen wie der Plakatdruck auf metallisiertem Papier, City-Light-Poster mit dem sogenannten Day & Night Effekt, aber auch technische Lösungen, wie ein für den Digitaldruck entwickelter Reiniger. Um Textilien für Messestände, Banner und Fahnen bedrucken zu können, hat sich Staudigl zwei Stoffdruckmaschinen Mimaki J5 angeschafft, die im Thermo-Sublimations-Verfahren umweltfreundliche, wasserbasierte Tinten verarbeiten. Für das neue Geschäftsfeld wurde zudem die eigene Marke mit dem Namen PicaPoint ins Leben gerufen. Deren erste Produktgruppe sind die so genannten i.Möbel aus Pappe, die individuell mit dem eigenen Bildmaterial bedruckt werden können. Die Bauteile werden mit einer UV-Flachbettmaschine swissQprint Nyala (Format 3200 x 1600 x 50 mm) bedruckt und mit einem Zünd-G3-DigitalCutter auf Format gebracht.
Alle diese Innovationen sind nicht von Himmel gefallen, sondern wurden in Donauwörth hart erarbeitet. Gerade deshalb ist man bei Staudigl derzeit sehr stolz, beim diesjährigen Innovationspreis der Deutschen Druckindustrie für die jahresbesten Druckprodukte mit Gold und Bronze ausgezeichnet worden zu sein.

Kerstin und Jörg Allner
Plakativ / November 2013